Den «wilden Haufen» besser organisieren


Drei der vier Initianten für eine künftig gemeinsame, wirkungsvolle Kulturpolitik (von links): Kantonsrat Mathias Bachmann, der Kunstschaffende Erhard Sigrist und Kantonsrat und Musiker Jonathan Prelicz.

Der Kulturbetrieb im Kanton Schwyz ist vielseitig, bunt, innovativ, aber damit auch sehr heterogen. Darum soll nun eine gemeinsame, kantonale Kulturpolitik ermöglicht werden. Ein «Aktionskomitee Schwyz Kultur» hat die Arbeit dazu aufgenommen.

Das Musterbeispiel war die Abstimmung vom Herbst 2017 über den Kulturlastenausgleich. Damals hat das Volk, relativ knapp mit 55 Prozent, beschlossen, den bisherigen Kulturlastenausgleich zu kündigen. Das heisst: Schwyz bestreitet all seine Kulturausgaben nur noch aus dem Lotteriefonds. Aus allgemeinen Mitteln wird gar nichts mehr investiert. Dass diese Abstimmung so ausgegangen ist, wird von der Kulturszene vor allem auch darauf zurückgeführt, dass eine einheitliche kulturpolitische Stimme und das gemeinsame Podium gefehlt haben.

Es soll eine Kulturlobby entstehen

Dem soll nun abgeholfen werden. Dazu hat sich ein Aktionskomitee gebildet, das den Weg zu einer gemeinsamen Kulturpolitik eingeschlagen hat. Das Komitee will möglichst alle kulturellen Aktivitäten und Organisationen vernetzen, den Austausch fördern und die kulturpolitische Zusammenarbeit ermöglichen. Der bisherige «wilde Haufen» soll einen gemeinsamen Auftritt erhalten. Das Aktionskomitee ist überparteilich, wird sich nur zu Kulturfragen äussern und mit dem Verein SchwyzKulturPlus zusammenarbeiten. Dem Kernteam gehören derzeit Kantonsrat Mathias Bachmann, Küssnacht, Kantonsrat Jonathan Prelicz, Arth, der Medien- und Design-Künstler Erhard Sigrist, Arth, und der Musiker Sebastian Rauchenstein, Wollerau, an.

Raumangebot ist schlecht vernetzt und zu teuer

An einem erstmals durchgeführten «kantonalen Kulturtisch» am Wochenende in Seewen ist eine Auslegeordnung dazu gemacht worden. Diese zeigte exemplarisch auf, wo die Probleme im kulturellen Alltag liegen. So wurde festgestellt, dass zwar in den meisten Gemeinden genügend Räumlichkeiten für den Kulturbetrieb zur Verfügung stünden, diese aber oft nicht bezahlbar seien oder dann die Infrastruktur fehle, wie Jonathan Prelicz und Erhard Sigrist schilderten. Als kritisches Beispiel wurde erwähnt, dass das Blasorchester Siebnen, aktuell die schweizweit beste Harmoniemusik in der Höchstklasse, in einer Turnhalle konzertieren muss. Oder dass in ganz Innerschwyz nur noch eine einzige Galerie besteht. Es gehe also um die bessere Vermittlung von Räumen und zahlbare Mieten.

Sport kann seine Interessen viel besser umsetzen

Mehrfach wurde am Tischgespräch darauf hingewiesen, dass es auch an der Wertschätzung für die kulturellen Aktivitäten fehle. Darum sei es zentral, dass die Kulturwahrnehmung und das Kulturbewusstsein gefördert würden. Es sei ein Imageproblem, das gelöst werden müsse. Als Vergleich wurde auf die Stellung und Wertschätzung des Sports hingewiesen. Genau das Gleiche müsse auf kantonaler und kommunaler Ebene auch die Kultur erreichen.

Handlungsbedarf wurde weiter bei den Musikschulen festgestellt, die je nach Gemeinde und Trägerschaft sehr unterschiedliche Angebote bieten. Es herrsche ein grosses Durcheinander, es fehle eine einheitliche Regelung und sogar ein kantonaler Auftrag, erklärte Ma­thias Bachmann. Das führte dazu, dass heute Jugendliche je nach Wohnort ganz verschiedene Chancen für Musikunterricht hätten. Zudem wurde die Frage besprochen, warum die an einzelnen Musikschulen angebotenen Fächer Tanz und Theater nicht überall umgesetzt werden.

Zu viele Vorschriften und Auflagen für Veranstalter

Dass ohne die ehrenamtliche Arbeit von Tausenden von Kulturschaffenden nichts mehr gehen würde, darüber war sich der Kulturtisch einig. Daran soll auch nichts geändert werden. Hingegen wurde es als grosse Gefahr bezeichnet, dass die Vereine und Veranstalter mit immer mehr Auflagen, Vorschriften und höheren Mietkosten und damit Risiken belastet werden. Dies halte letztlich davon ab, dass überhaupt noch Veranstaltungen durchgeführt würden.

In diesem Zusammenhang wurde festgehalten, dass «Kultur von unten kommen muss», weil sie so besser getragen werde. Darum habe es die neue Bewegung nicht zwingend auf ein Kulturgesetz abgesehen, bestätigte Bachmann. Auch ein Kunsthaus oder ein Kulturhaus werden nicht gefordert.

 

Hinweis

Der nächste kantonale Kulturtisch für die Region Ausserschwyz findet am Samstag, 2. Juni, in Freienbach statt.

 

Josias Clavadetscher
Bote der Urschweiz, 14.5.2018

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