Kultur-Allianz wehrt sich gegen Regierungspläne

Die Regierung will den interkantonalen Kulturlastenausgleich kündigen. Dagegen formiert sich nun grosser Widerstand. Schwyzer Künstler aller Sparten wehren sich – auch aus Prinzip.

Die drohende Kündigung des Kulturlastenausgleichs ruft die Schwyzer Kulturszene auf den Plan. Eine Allianz wehrt sich gegen das Vorhaben. Darin vertreten sind bekannte Schwyzer Persönlichkeiten aller Sparten, vom Volksmusiker bis zum Performance-Künstler (siehe Box). Täglich kommen weitere Personen aus allen Genres dazu.

Der Grund: Der Regierungsrat beabsichtigt im Zuge der Sparmassnahmen, den interkantonalen Kulturlastenausgleich zu kündigen. In Zukunft soll nur noch auf freiwilliger Basis ein Beitrag in
der Höhe von 1,8 Mio. Franken an die überregionalen Kultureinrichtungen der Kantone Zürich und Luzern geleistet werden. Neu sollen die Gelder zudem dem Lotteriefonds anstatt der Staatskasse entnommen werden (der «Bote» berichtete). Für nächsten Mittwoch ist das Geschäft im Kantonsrat traktandiert.

Die kantonale Kultur ist – um es reisserisch auszudrücken – in Gefahr.

Andrea Suter

Andrea Suter
Künstlerin aus Arth

Es ist ein Märchen, dass gleich viel Geld fliessen wird.

Mischa Camenzind
Künstler aus Gersau

«Wir wehren uns dagegen, da der Kanton Schwyz schon jetzt die tiefsten Pro-Kopf-Kulturausgaben der ganzen Schweiz aufweist», erklärt der Gersauer Künstler Mischa Camenzind stellvertretend
für all seine Kolleginnen und Kollegen. Einmal mehr stehle sich der Kanton aus seiner Verantwortung.

Einerseits geht es der Allianz stark um die prinzipielle Haltung. Sie kritisiert, dass sich der Kanton mit dieser Umlagerung gänzlich aus der Kulturförderung zurückziehe. «Das ist ein trauriges Signal an die Wertschätzung der Kultur», sagt etwa die Arther Künstlerin Andrea Suter.

Diese Kulturschaffenden wehren sich

Dani Häusler, Volksmusik
Markus Flückiger, Volksmusik
Aron Lötscher, Volksmusik
Alvaro Schoeck, Regie
Sophie Stierle, Regie
Andrea Suter, bildende Kunst
Mischa Camenzind, bildende Kunst
Diana Seeholzer, bildende Kunst
Regula Trutmann, bildende Kunst
Alfons Bürgler, bildende Kunst
Ida Dober, bildende Kunst
Erhard Sigrist, Performance
Martina Kalchofner, bildende Kunst
Bruno Steiner, bildende Kunst
Beat Reichlin, bildende Kunst
Silvio Ketterer, visuelle Gestaltung
Franziska Amstad, Galeristin
Michael Krummenacher, Film
Thomas Horat, Film
Sara Stäuble, Film
Claudia Steiner, Film
Janine Schranz, Fotografie
Blanca Imboden, Literatur
Martina Clavadetscher, Literatur
Ebenso glauben sie, dass die finanzielle Verlagerung ein Trugschluss sei. «Da derzeit die gesamte kantonale Kulturförderung aus dem Lotteriefonds kommt, wird es in diesem Pott sehr bald sehr eng. Die kantonale Kultur ist – um es reisserisch auszudrücken – in Gefahr», so Suter. Insbesondere, da sich die Kulturbranche auf kein kantonales Kulturgesetz stützen könne. «Die Schwyzer Kultur ist auf diese Lotteriegelder angewiesen», betont Suter. Die Angst ist also gross, dass die Unterstützungsbeiträge ans heimische Schaffen auf der Strecke bleiben.

Der Regierungsrat schätzt zwar, dass die Zahlungen für die Schwyzer Kulturförderung in einem Zeithorizont von zehn Jahren nicht gefährdet seien. Camenzind traut dem aber nicht: «Der Lotteriefonds ist ein schönes Feigenblatt. Es ist ein Märchen, dass gleich viel Geld fliessen wird. Wenn sich immer mehr aus dem Lotteriefonds bedienen, wird dieser mit Sicherheit schrumpfen, und irgendwann wird nicht mehr genug für alle da sein.»

Die Allianz weist auch darauf hin, dass alle Kulturschaffenden davon betroffen seien – vom Volksmusikanten und Laienschauspieler über den bildenden Künstler bis zur Literatin.

Ein Referendum ist sehr wahrscheinlich

Aufgrund der rechtsbürgerlichen Mehrheit im Rat ist die Kündigung des Abkommens sehr wahrscheinlich. Dennoch haben die Schwyzer Kunstschaffenden im Vorfeld bei den Kantonsräten probiert zu lobbyieren.

Wird der Kulturlastenausgleich dennoch gekündigt, wollen die Künstler ein Komitee bilden und das Referendum ergreifen, eine Unterschriftensammlung sei sehr wahrscheinlich. «Ja, wir prüfen
dies derzeit intensiv», bestätigt Suter. «Ganz einfach weil wir es als sehr wichtig erachten, dass die Politik ihre Verantwortung gegenüber dem Volk und dessen Kultur sowie Identität ernst nimmt», fasst Suter zusammen.

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